Ganz nah dran - Fotografien von Martin Schoeller in der Galerie Ostlicht

Über 1000 VIPs sollen es sein, die Martin Schoeller schon vor der Linse hatte. Ob dieser schieren Anzahl ist es müßig zu versuchen, die bedeutendsten Namen zu nennen. Seit über 20 Jahren portraitiert Martin Schoeller nun Celebrities in seinem (relativ, siehe unten) einmaligen Stil. Die Fotogalerie Ostlicht zeigt nun einen Querschnitt seines Œu­v­res. Ich war früh genug vor Ort um mir vor dem großen Ansturm bei der Eröffnung einen Eindruck der Werke machen zu können.

Martin Schoeller im Ostlicht

Fotografien aus fünf seiner Serien sind im Ostlicht zu sehen: »Close Up«, »Portraits«, »Identical«, »Transgender« und »Female Bodybuilder«.

Die Serie “Close Up”, die er bereits 1996 begann, zeigt Persönlichkeiten in beeindruckender Direktheit vor weißem Hintergrund und immer im gleichen Neonlicht. Die Serie “Portraits” ist wesentlich stärker konzeptionell und überzeugt mit Witz und wundervoll arrangierten Aufnahmen. Für mich die stärkste Reihe. Und schließlich die Serie “Identical”, in der Zwillinge oder Drillinge genauso wie in der Serie “Close Up” aufgenommen wurden. Es ist spannend, die gleichen und doch leicht unterschiedlichen Gesichter immer wieder zu vergleichen.

Im deutschen Sprachraum hat Martin Schoeller noch nicht den Bekanntheitsstatus wie in den Vereinigten Staaten. In München geboren, war er nach einer Lehre zum Fotodesigner drei Jahre Assistent von Annie Leibovitz und arbeitet danach als Nachfolger von Richard Avedon beim Magazin New Yorker. Er nennt Richard Avedon und Diane Arbus als Vorbilder.

Was zeichnet seine Portraits aus?

Obwohl er Auftragsarbeiten inzwischen auch digital abwickelt, fotografiert er seine bekannten Serien weiterhin analog. Dabei verwendet er eine Mamiya Mittelformatkamera für die 6x7 Aufnahmen oder eine Großformatkamera für die 8x10 Aufnahmen. Im Interview mit Peter Coeln meinte er, dass die Hauttöne und die Schärfe analog unerreicht sind. Wer sich die ausgestellten Werke genauer ansieht, wird auch einen interessanten gelblichen Ton in den Hautpartien der Personen entdecken. Es ist jedenfalls beeindruckend vor den grossen Ausarbeitungen zu stehen. Ihre Plastizität und der weiche Ausdruck bei gleichzeitiger Schärfe ziehen den Betrachter in den Bann.

Möglicherweise fällt einem bei den Aufnahmen der Serie “Close Up” auch ein gewisser Platon ein, welcher ebenfalls ein recht ähnliches Setup für seine Fotografien verwendet. Und auch er war 2009 für den New Yorker tätig.

Die Ausstellung ist noch bis zum 22.12.2018 im Ostlicht zu sehen, die Bilder käuflich zu erwerben.